Rune Christensen und Guy Young über die Reife von DeFi, KI-Agenten und den Kampf um Nutzergewinnung

Rune Christensen, Gründer von Sky (ehemals MakerDAO), und Guy Young, Gründer von Ethena, waren kürzlich zu Gast beim The Big Brain Podcast, um darüber zu sprechen, wie sich das DeFi-Ökosystem weiterentwickelt hat, warum Kompromisse bei der Zentralisierung kein Tabuthema mehr sind und wie KI-Agenten sowie die Generalisierung von Protokollen die Zukunft der Finanzwelt verändern könnten.

Das Ende des DeFi-Idealismus

Laut Rune liegt die ideologisch getriebene Anfangsphase von DeFi endgültig hinter uns. Was einst von großen Visionen und Dezentralisierungs-Maximalismus geprägt war, hat sich zu einer bodenständigen, wertorientierten Branche gewandelt. „Früher hat man mit großen Versprechen viel Geld eingesammelt und den Markt zum Absturz gebracht“, so Rune. „Heute geht es darum: Kannst du ein nachhaltiges Unternehmen führen, wenn du morgen die Welt verändern willst?“ Reale Vermögenswerte – einst belächelt – sind inzwischen essenziell, um dieses Ziel zu erreichen.

Ethenas pragmatischer Aufstieg

Guy führt Ethenas schnellen Aufstieg auf die Bereitschaft zurück, praktische Kompromisse einzugehen. Anders als DeFi-Puristen sieht er Dezentralisierung nicht als Alles-oder-Nichts-Prinzip. „Wenn man ehrlich und transparent über die Risiken ist, können die Nutzer damit umgehen“, sagt er. „Wichtig ist, Produkte zu schaffen, die sich wie Software skalieren lassen.“ Ethena habe nicht das Rad neu erfunden, sondern bestehende Finanzmöglichkeiten in nützlichere, kombinierbare Formate gebracht – etwa indem festverzinsliche Strategien on-chain gebracht und als Sicherheiten nutzbar gemacht wurden.

Die Ära der Agenten kommt

Beide Gründer sehen die Zukunft von DeFi nicht mehr von menschlichen Nutzern, sondern von KI-Agenten dominiert. Rune erwartet einen Wandel hin zu „hyper-rationalem, Söldner-Kapital“, bei dem smarte Agenten Protokolle mit Maschinen-Geschwindigkeit optimieren. „Irgendwann gehen dir die unerfahrenen Menschen aus“, scherzt er. Sky, sein Protokoll, bereitet sich darauf vor, indem es agentengetriebene Anwendungen und generalisierte Frameworks ermöglicht, die verschiedene Nutzertypen ansprechen, Daten aggregieren und sich dynamisch an veränderte Anreize anpassen können.

Die nächste DeFi-Front: Regulierung, RWAs und Liquiditätsdominanz

Da die traditionelle Finanzwelt on-chain geht, ist regulatorische Komplexität unvermeidlich. Guy prognostiziert eine Aufspaltung: Einige Protokolle werden KYC-Frontends für Anlageklassen wie Kredite oder Aktien benötigen, während andere offenere Modelle verfolgen. Rune ergänzt, dass der eigentliche Wettbewerb um Liquidität und Vertrauen geht, nicht um Ideologie. „Der Wert der Blockchain liegt in Transparenz und Kombinierbarkeit – das ist das Einzige, was wirklich globale Liquidität schafft“, sagt er. Beide sind überzeugt, dass hybride Stablecoin-Produkte wie USDS und ENA die größte Nachfrage nach RWAs im kommenden Zyklus auslösen werden.

Mit dem Eintritt in die nächste Ära von DeFi verkörpern Christensen und Young einen neuen Typus von Entwicklern: nüchtern, produktorientiert und bereit, alte Dogmen hinter sich zu lassen. Ob durch agentengetriebene Finanzanwendungen oder regulierte reale Vermögenswerte – ihre Protokolle Sky und Ethena prägen, wie Kapital in einer Welt bewegt wird, in der Dezentralisierung ein Spektrum und kein Dogma ist.

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