Solana-Chain-Feier: Kann das CCM von Pump.fun die Creator Economy neu gestalten?

Gestern war auf der Solana-Chain einiges los: Zuerst lösten $CARD und $ZARD einen Hype um Pokémon-Karten und On-Chain-RWA aus, gefolgt vom bekannten KOL HIM, der den CS2-Skinmarkt $HUCH antrieb, dessen Marktkapitalisierung daraufhin ebenfalls in die Höhe schnellte. Es scheint, als würde das ICM-Konzept auf Solana an Fahrt gewinnen.

Gleichzeitig veröffentlichte PumpFun ein Update-Video, stellte Project Ascend und Dynamic Fees V1 vor und brachte ein neues Konzept namens Creator Capital Markets (CCM) auf, das auf den ersten Blick nicht wesentlich von den Produktideen von Heaven und Bags aus der jüngeren Vergangenheit abweicht.

Dies führte jedoch zur Rückkehr einiger Projekte, darunter auch die Rückkehr des auf X lange gesperrten Memecoin-Traders Mitch. Er brachte auf Pumpfun seine eigene Streaming-Coin heraus, deren Marktkapitalisierung innerhalb von drei Stunden 42 Millionen US-Dollar überstieg. Diese Aktivität sorgte für einen allgemeinen Anstieg anderer Streaming-Tokens, während sowohl die Anzahl der Token-Erstellungen als auch die Abschlussrate auf Pumpfun um über 40 % stiegen.

Pumpfun scheint diesmal nicht nur auf ICM abzuzielen, sondern will mit dem CCM-Konzept eine noch extremere Version von Twitch schaffen.

Die Innovation von Project Ascend

Laut offizieller Mitteilung von Pump.fun ist die wichtigste Neuerung von Project Ascend das Dynamic Fees V1 System. Diese neue, gestaffelte Gebührenstruktur für Creator ersetzt das bisherige Festpreismodell vollständig. In der alten Struktur erhielten Creator unabhängig von der Marktkapitalisierung ihres Tokens immer denselben prozentualen Anteil an den Handelsgebühren. Nun führt das System dynamische, an die Marktkapitalisierung gekoppelte Gebühren ein – je höher die Marktkapitalisierung eines Tokens, desto niedriger die Creator-Gebühr, während kleinere Projekte weiterhin höhere Gebühren beisteuern. Die Logik dahinter ist, Creator dazu zu motivieren, sich auf das langfristige Wachstum ihrer Tokens zu konzentrieren, anstatt kurzfristig Kasse zu machen.

Die Gebühren und Einnahmen für Content Creator bei pumpswap in Abhängigkeit von der Marktkapitalisierung der Tokens

Offiziellen Angaben zufolge steigert dieses Update das potenzielle Einkommen der Creator um das Zehnfache. Für Creator, die ihr Token-Ökosystem erfolgreich betreiben, bedeutet das, dass sie nicht mehr durch den Verkauf ihrer Bestände Gewinne erzielen müssen, sondern durch einen stetigen Anteil an den Handelsgebühren ein stabiles Einkommen erhalten. Dieser Wandel ist ein entscheidender Schritt von Pump.fun, um das in der Memecoin-Ökonomie weit verbreitete „pump and dump“-Problem anzugehen.

Dynamic Fees V1 gilt für alle PumpSwap-Tokens, sowohl für neue als auch für bestehende, und behält die gleiche Gebührenverteilung für Protokoll und Liquiditätsanbieter bei. Bei „verlassenen“ Projekten, deren Creator verschwunden sind, fließen die Gebühren an die Community. CTO-Projekte können sich um den Erhalt der Creator-Gebühren bewerben, und Pump.fun verspricht, den Genehmigungsprozess erheblich zu beschleunigen.

Die Rückkehr von Mitch: Vom Bankrott zum Millionär – eine Kleinstadtgeschichte

Nach der Ankündigung des Updates war der legendäre Trader Mitch (@MitchOnSOL_), der auf X mehrfach gesperrt wurde, der erste große Rückkehrer. Seine Geschichte ist in der Solana-Memecoin-Community nahezu jedem bekannt.

Er stieg 2022 in den Kryptobereich ein, verdiente zunächst mit Derivatehandel, verlor aber durch seine Spielsucht beim Online-Blackjack fast sein gesamtes Kapital. 2023 hatte er nur noch 1 SOL, erzielte aber durch den Kauf von Milady einen 100-fachen Gewinn, investierte dann erneut in Milady und weitere angesagte Memecoins wie Retardio, wodurch sein Vermögen auf bis zu 8 Millionen US-Dollar anwuchs.

Mitch ist in der Community ebenso umstritten wie erfolgreich. Mitglieder wie TMtheOG werfen ihm vor, ein „Insider“ des Pump.fun-Teams zu sein, der durch Soft Rug Pulls Millionen wäscht, weshalb er von X gesperrt wurde. Unterstützer wie imperooterxbt verteidigen ihn jedoch als einen der wenigen KOLs, die offen hochkapitalisierte Tokens kaufen und wie normale Community-Mitglieder promoten, anstatt nur eigene Insider-Projekte zu pushen. Die Sperrung auf X sei laut Mitch auf „Erpressung“ durch X zurückzuführen – zumindest seine Version. Einige Community-Mitglieder unterstützen ihn weiterhin mit dem Slogan „Free Mitch“.

Bei seiner Rückkehr brachte Mitch seine eigene Creator Coin $MITCH heraus. Er kaufte selbst 80 % des Angebots, erklärte, dass er diese nicht sperren, aber auch nicht verkaufen werde, sondern sie in künftigen Livestreams verschenken wolle. Nur 20 % gelangten in den Umlauf. In seiner Ankündigung betonte er, dass dies kein Charity-Projekt, sondern ein „persönliches Unterhaltungsexperiment“ sei. Doch die auffälligen 24 Millionen US-Dollar in seiner Wallet God.SOL machen dieses Experiment für ihn tatsächlich sehr unterhaltsam.

Nach dem Launch wurde MITCH schnell auf MOONSHOT gelistet, wodurch die Marktkapitalisierung in kurzer Zeit auf über 42 Millionen US-Dollar stieg. Nach „circulating market cap“ gerechnet lag der Höchstwert jedoch nur bei etwa 8,4 Millionen US-Dollar.

Rasmrs Streaming-Imperium: Vom Forscher zum Memecoin-Influencer

Ebenfalls im Fokus steht der Blockchain-Forscher rasmr_eth (@rasmr_eth). Als Kernmitglied der probablynothing-Community gehören auch bekannte Streamer wie ThreadGuy, der ehemalige DEGODS-Gründer Frank Degod und OGshoots dazu. Einige von ihnen bilden eine als „Shisha-Gang“ bekannte „Insidergruppe“. Sie haben mehrere hochkapitalisierte Tokens herausgegeben, von denen viele jedoch Soft Rugs waren, was für Kontroversen sorgte.

Rasmr ist seit 2011 im Kryptobereich aktiv und hat derzeit über 117.000 Follower. Sein Einfluss zeigt sich nicht nur in Forschung und Analyse, sondern auch in der einzigartigen Community-Kultur, die er durch Livestreams aufgebaut hat.

Rasmr rief in Livestreams andere Creator an, um über Memecoin-Chancen (manchmal Insider-Infos) zu sprechen. Diese „klassischen Meme-Momente“ wurden oft zu Hot Topics in der Community.

Er streamt über seinen Twitch-Kanal und pumpfun, mit Inhalten von Trading-Demos, Blockchain-Diskussionen bis hin zu Gaming-Streams wie Path of Exile 2. Seine Posts zeigen eine starke Community-Zugehörigkeit, oft mit verrückten Memecoin-Aktionen: Mal nimmt er Muard mit auf die Straße, um Leuten Chillhouse aufzudrängen, mal stürmt er in traditionelle Investmentfirmen, um Fartcoin zu promoten. So absurd das klingt, hat es doch dazu beigetragen, Memecoins bekannter zu machen.

Sein zuvor herausgegebener Streaming-Token $rasmr schwankt aktuell zwischen 5 und 7 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung, wobei auch er 80 % des Angebots hält.

Der Old-School-Trader Gainzy

Gainzy ist seit dem Krypto-Bullenmarkt 2017 dabei, damals erzielte er mit mehreren Projekten eine Verzehnfachung seines Vermögens. Nach dem Zusammenbruch von FTX verlor er jedoch durch die Insolvenz der Plattform den Großteil seines Kapitals.

Das Bärenmarkt-Tief 2018-2019 bezeichnet er als „höllische“ Erfahrung, die er als wertvolle Lektion sieht und oft in seinen Streams als Teil der CT history (Crypto Twitter History) teilt. Er begann mit Scalp Trading (kurzfristiger Handel) und ist darauf spezialisiert, in volatilen Märkten Gewinne zu erzielen. Da er die Risiken langfristiger Positionen aufgrund von DXY (US-Dollar-Index), Anleiherenditen und Fed-Ankündigungen als hoch einschätzt, handelt er auch gerne Memecoins.

Im Bereich der Streaming-Coins geht er einen anderen Weg als viele andere Streamer und wirkt eher „Boomer“-haft (altmodisch). Seine Streams sind sehr regelmäßig, jeden Morgen um 10 Uhr, manchmal nur wenige Minuten, manchmal mehrere Stunden – fast wie ein Job. Mal teilt er technische Analysen und Trading-Strategien, mal diskutiert er mit anderen den Markt oder spielt mit Freunden oder teilt Persönliches.

Er bezeichnet sich selbst als „Washed“ (überholt), seine Follower stammen meist aus früheren Zyklen (2017-2022), da der Algorithmus neuen Traffic benachteiligt. Er betont, dass die Streamer-Rolle im Kern bedeutet: „Die meisten werden scheitern (NPCs oder langweilige Leute), nur wenige Main Characters stechen hervor.“ Interessanterweise hält er sich, obwohl er selbst einen Streaming-Token herausgegeben hat, von den Coins anderer Streamer fern. Er meint, dass in diesem Bereich die Qualität der Inhalte wichtiger ist als kurzfristige Gewinne.

Sein Token GNZYSTRM ist seit April stabil im Wert gestiegen und schwankt meist zwischen 2 und 5 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung.

BASEDD

BASEDD wurde Anfang 2024 von Jacky und anderen gegründet, mit anfänglichem Fokus auf NFT- und Memecoin-Projekte im Solana-Ökosystem. Bis 2025 entwickelte es sich zum „BASEDD House“, einem physischen und virtuellen Content-Creation-Hub. Im März 2025 kündigten sie das Sommer-Content-House-Programm an, bei dem über eine „Talent Show“-Reihe sieben Creator ausgewählt werden, mit Fokus auf Kurzvideos, Livestreams, Vlogs und plattformübergreifende Aktivierung (z.B. Twitch, YouTube, Pump.fun). Ziel ist es, die „CT echo chamber“ (Crypto Twitter Echokammer) zu durchbrechen und ein virales Content-Umfeld zu schaffen.

Im August/September 2025 zog die Community in Season 2 von Las Vegas nach Los Angeles und beteiligte sich intensiv am explosiven Wachstum des Pump.fun-Livestream-Sektors. Der Community-Token $BASEDD hält aktuell eine Marktkapitalisierung zwischen 2 und 5 Millionen US-Dollar.

Obwohl die Community bereits einen Token hat, besitzen mehrere Mitglieder auch eigene „Streaming-Coins“, wie z.B. GOON von @nevergoon100, der einen unterhaltsameren Ansatz verfolgt. Die GOON-Streams sind oft voller Absurdität und Dramatik, was zwar kontrovers ist, aber viele junge Investoren anzieht.

Goon verschenkt in seinen Streams Memecoins im Wert von 200 US-Dollar ($USDUC) an Kinder und fordert sie auf, pumpfun herunterzuladen.

Ist CCM Innovation oder nur eine weitere Spekulation?

Mit der Einführung des Content Creator Markets (CCM) versucht Pump.fun, ein völlig neues Modell der Creator-Ökonomie zu etablieren. Im Gegensatz zu traditionellen Content- oder Streaming-Plattformen (wie Twitch) können Creator ihren Einfluss direkt in Tokenform abbilden und handeln. Zuschauer unterstützen Creator nicht mehr nur durch Spenden oder Abos, sondern können durch den Kauf von Tokens direkt am Erfolg der Creator teilhaben.

Allerdings ist dies nicht der erste Versuch von Pumpfun in diese Richtung. Seit Ende 2024, als Pump.fun die Streaming-Funktion einführte, gab es wegen fehlender Regulierung viele Kontroversen: Nutzer konnten unangebrachte Inhalte (Drogen, Pornografie, extreme Handlungen) posten, was zu massiven Spekulationen und potenzieller Marktmanipulation führte und viele Teilnehmer große Verluste erlitten. Die größte Herausforderung für Pump.fun bleibt, Innovation zu fördern und gleichzeitig die Marktordnung zu wahren.

Die Reaktionen der Community auf CCM sind gespalten. Threadguy schrieb in einem Post, dass das Zeitalter des „direkten Monetarisierens von Einfluss“ angebrochen sei. Viele Kritiker sehen darin jedoch nur eine weitere Spekulationsblase, bei der am Ende wieder die Kleinanleger verlieren.

Ob das Update von Pump.fun ein wichtiger Schritt in der Evolution des Memecoin-Ökosystems oder nur eine weitere bald platzende Blase ist, bleibt abzuwarten – das werden Markt und Zeit zeigen.

Fest steht jedoch: Im Web3-Zeitalter wird die Beziehung zwischen Creator und Unterstützern neu definiert.